Text: Antje Lückingsmeier
Kolumne - September 2017: Glitzer und Pferde für alle!
Herrliche Sommerzeit: Jeden Morgen muss dem quirligen Kind nur ein leichtes Kleidchen angezogen werden, schon kann der Tag beginnen. Kein Überlegen, welche Jacke, Regenhose, Ersatzkleidung über den Tag nötig ist – wunderbare Leichtigkeit. So könnte es sein.
Außer es ist beispielsweise Pippi-Langstrumpf-Tag: Dann müssen verschiedenfarbige Strümpfe her, dazu eine bunte Büx, ein geringeltes Shirt, gemalte Sommersprossen, der Affe Herr Nilsson und natürlich die obligatorischen Zöpfe. Puh.
Oder es ist Fußballtag: Dann wird der Schlafanzug im Trikotdesign (Danke, Patenonkel!) gewählt und partout nicht mehr ausgezogen. Oder es ist Feine-Dame-Kleidertag, bei dem bis zum Verlassen der Wohnung derart oft die Farbe gewechselt wird, dass dem Elternteil ganz schwindelig wird angesichts des wachsenden Stapels kurz anprobierter Kleider. In einigen Momenten möchte ich drauf pfeifen, meiner Tochter Zeit und Raum für Selbstständigkeit zu geben, sondern ihr einfach das anziehen, was der Temperatur entspricht, pflegeleicht ist und/oder auch noch passabel zusammenpasst.
Obwohl das „gute“ Aussehen ja immer im Auge des Betrachters liegt. Elsa liebt Motive auf Kleidern mit Tieren (am liebsten Pferde und Katzen) und möglichst viel Glitzer. Deshalb halte ich schon ein wenig die Luft an, wenn sie mir morgens etwas zum Anziehen raussuchen will. Unser Töchterchen isst ja nicht nur bevorzugt schwarze Oliven zu ihren Apfelmus-Pfannkuchen, sie kombiniert auch Kleidungsstücke sehr kreativ – da passen Gummistiefel und Badeanzug hervorragend zusammen, und der Schneeanzug wird vortrefflich ergänzt durch Flip-Flops. (Apropos: Wer stellt diese Dinger eigentlich in Größen unter 30 her? Kein Kind kann darin laufen, und es dauert eine Ewigkeit, bis die Zehen passend in die Latschen hineingewurschtelt sind ...)
Na, Geschmäcker sind eben verschieden, das gilt optisch wie kulinarisch gleichermaßen. Dabei haben Kinder einfach einen anderen Blick fürs Wesentliche: Als ich Elsa mit meinem neuen Kleid vom Kindergarten abhole, kommt sie angeflitzt, hält mich mit ihren Ärmchen auf Abstand und stellt sehr ernsthaft fest: „Mama, du siehst wunderwunderschön aus!“ Hach, mein Herz schmilzt, ich drück‘ die Kleine und frage sie: „Magst du die Farbe von dem Kleid?“ Und sie sagt: „Nein, aber dein Bauch sieht darin so schön labberig aus.“
Ich hab‘ das Kleid zu Hause dann mal in den Schrank gehängt, da kann es gern bleiben. Und ich überlege, vielleicht doch mal Pferdemotive mit Glitzer zu testen.